Focusing in der Notfallpflege

 

 

Verarbeitung von Erleben erfolgt unmittelbar in der Situation selbst.

Meine Resilienz ist gestärkt, meine Selbstwirksamkeit ist aktiv nutzbar

Ich bleibe unbelasteter, gesünder in anspruchsvollster beruflicher Situation.

Meine Erholungszeit verkürzt sich, ein persönlicher und beruflicher Gewinn.

 

 

 

ZEIT – STRUKTUR - ALGORYTHMEN UND CHECKLISTEN

 

Vor fast 30 Jahren begann die Notfallpflege sich in der Schweiz in eine eigene Fachrichtung zu entwickeln. Internationalen Guidelines, Erstellen von praxisorientierten Algorithmen und Checklisten hielten Einzug in der Notfallmedizin. Diese Guidelines garantieren heute einen roten Faden in der Hektik einer lebensbedrohlichen Situation eines Patienten. Nur ein strukturierter Ablauf schenkt uns eine kurze Zeit, auch persönlich wahrnehmend anwesend zu sein.

 

 

«MITTENDRIN UND ICH» UND WAS NUN?

 

So begann ich mitten in solchen Situationen mir die Frage zu stellen, wie stehe ich da? Spüre ich den Boden, die Füsse, mein Körper? Was nehme ich jetzt gerade für Gefühle wahr in mir? Mir wurde bewusst, dass damit der Algorithmus und die damit verbundenen Tätigkeiten etwas aus dem Mittelpunkt rücken und ich plötzlich anders mit dabei war. Durch die Erfahrung und Trainings laufen die Algorithmen automatisch ab. Diese sind der rote Faden. Aber ich persönlich mit meinem Körper, bin bei jedem Schockraum in einer anderen Situation, mit anderen Patienten, mit einem anderen Team. Und dies gilt es im JETZT als Ganzes zu erfassen und von dort aus zu verarbeiten.

 

 

VERARBEITUNG IN DER SITUATION SELBST

 

Bevor ich Focusing kannte und es beruflich nutzte, habe ich oftmals die Situation erlebt, dass ich zwar in einem Debriefing danach klar abhandeln konnte, welche Algorithmen und Checklisten ich eingehalten habe, oder eben, was ich vielleicht wo vergessen hatte, oder wo ich Prioritäten in den Abläufen anders hätte setzen können. Die Verarbeitung fand dann ebenfalls auf der Kopfebene statt. Die Verarbeitung auf Körperebene geschah dann im Anschluss, in verschiedenen kleinen Teilen, nicht gebündelt. Die Erfahrung zeigte, dass über Tage immer wieder Sequenzen hervorkamen, welche ich einzeln zu überwinden hatte. Dadurch war ich immer wieder innerlich längere Zeit beschäftigt.

 

 

CROSSING: FOCUSINGHALTUNG IM SCHOCKRAUM

 

Mit dem Crossing vom Focusing, in der Focusinghaltung in meiner Arbeit, stelle ich heute den bewussten Unterschied fest, ob ich die Situation im Schockraum ganz erfasst habe oder nur routinemässig funktionierte. Im Körper, mit dem Felt Sense, findet die Verarbeitung direkt in der Situation auf verschiedenen Ebenen statt und ist somit abgeschlossen. Ich nehme dies als innerlich „aufgeräumt” wahr und kann es so als gebündeltes Paket ganzheitlich verarbeiten. Es hinterlässt in meiner Wahrnehmung keine „Reste“, welche ich später nicht mehr einordnen kann. Was so unspektakulär tönt, macht in Tat und Wahrheit einen immensen positiven Unterschied im alltäglichen Stressmanagement.